Erst wütet Trump weiter mit seinen Zöllen, nun überlegt die EU eine Digitalsteuer für US-Plattformen als Revanche. Wer sind die Leidtragenden?
Die US-Zölle haben auf den deutschen und europäischen Onlinehandel insgesamt keine gravierenden direkten Auswirkungen. Unsere Mitglieder konzentrieren sich überwiegend auf den europäischen Binnenmarkt – die USA spielen für viele nur eine untergeordnete Rolle.
Für die Händler, die in die USA exportieren, dürften die geplanten US-Zölle nach einer kurzen, (möglicherweise turbulenten) Übergangszeit in erster Linie zu höheren Endverbraucherpreisen in den Vereinigten Staaten führen. Die wirtschaftlichen Effekte träfen damit vor allem die US-Kunden selbst.
Deutlich besorgniserregender wären aus unserer Sicht jedoch mögliche Gegenmaßnahmen der EU, insbesondere die Einführung sogenannter Digitalzölle, wie sie derzeit politisch diskutiert werden. Diese träfen digitale Plattformen wie Amazon oder Ebay – also genau jene Akteure, die im europäischen Onlinehandel eine zentrale Rolle spielen. Deren Geschäftsmodell basiert zu einem erheblichen Teil auf Verkaufsgebühren, die sie von europäischen Marktplatzhändlern erheben. Eine Erhöhung dieser Gebühren durch zusätzliche Steuerlasten würde mit hoher Wahrscheinlichkeit an die Händler – und letztlich an die Endkunden – weitergereicht.
Die eigentliche Folge könnte jedoch eine ganz andere sein: Verbraucher könnten sich noch stärker den Plattformen zuwenden, die solche Regulierungen bislang umgehen – etwa Temu oder Shein. Diese Anbieter überschwemmen den europäischen Markt mit oft nicht oder nur unzureichend geprüften Produkten, die regelmäßig Sicherheits- und Gesundheitsstandards unterlaufen und nahezu unkontrolliert durch den Zoll gelangen.
Ein solcher politisch motivierter Schlagabtausch würde somit nicht nur zu Preissteigerungen führen, sondern auch die Wettbewerbsbedingungen für seriöse europäische Händler verschlechtern und das Verbraucherschutzniveau weiter untergraben.